Die Landeshauptstadt Potsdam lobt alle zwei Jahre den Max-Dortu-Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie aus. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis soll an einzelne Personen, Gruppen oder Initiativen vergeben werden, die sich in herausragender Weise für die Freiheit des Individuums und eine demokratisch verfasste Gesellschaft engagieren. Dabei möchte der Max-Dortu-Preis auch und vor allem mutige, unkonventionelle Wege zur Erreichung dieser Ziele würdigen. Der Preis ist dem in Potsdam geborenen und aufgewachsenen 1848er Demokraten Maximilian Dortu verpflichtet.
Ein derartiges Engagement kann sich in der kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und der Geschichte in Europa, im Einsatz für Minderheiten und kulturelle Toleranz, im Kampf gegen Rassismus, Extremismus und soziale Missstände, ebenso in der Initiierung neuer zivilgesellschaftlicher Projekte ausdrücken. Deutschlandweite Vorschläge können bei der Stadt Potsdam eingereicht werden. Eine mehrköpfige Jury sichtet die Einsendungen und schlägt einen Preisträger vor.
Foto: Musikalisches Trio Barth-Benschu-Intrau zur Preisverleihung
Nominierungen für die Verleihung des Max-Dortu-Preises für Zivilcourage und gelebte Demokratie 2024
Die Nominierungsphase für den Max-Dortu-Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie hat begonnen. Bis zum 28. Juni 2024 können Einzelpersonen oder Institutionen für den Preis nominiert werden.
Der Preis wird im Herbst 2024 verliehen.
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis, den die Landeshauptstadt Potsdam seit 2017 vergibt, würdigt Akteure bzw. Institutionen, die sich für die Freiheit des Einzelnen und für eine demokratisch verfasste Gesellschaft einsetzen und dabei auch unkonventionelle Wege gehen.
2017 erhielt erstmals den Preis der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele; 2019 wurden die Crew-Mitglieder des Seenotrettungsschiffes IUVENTA ausgezeichnet. 2022 zeichnete die Stadt Potsdam den Würzburger Juristen Chan-jo Jun für sein Engagement gegen Hassverbreitung in den sozialen Netzwerken aus.
Einen interaktiven Bogen für Nominierungsvorschlag können Sie hier herunterladen: Nominierungsvorschlag Max-Dortu-Preis 2024 (PDF)
Am 14. September 2022 verlieh die Landeshauptstadt Potsdam zum dritten Mal den Max-Dortu-Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie. Den Preis erhielt im Rahmen einer öffentlichen Festveranstaltung im Potsdam Museum der Würzbürger Rechtsanwalt Chan-jo Jun. Der Sohn koreanischer Eltern, 1974 in Deutschland geboren, leitet eine Anwaltskanzlei in Würzburg und engagiert sich seit vielen Jahren gegen die Verbreitung von Hasskommentaren und Hasshetze in den sozialen Netzwerken.
2017 gelang es Jun, Facebook zum ersten Mal vor ein deutsches Gericht zu bringen, als er Anas Modamani rechtlich vertrat. Der syrische Flüchtling, bekanntgeworden mit einem Selfie mit Angela Merkel, sah sich einer Flut verleumderischer Behauptungen im Netz ausgesetzt. Facebook sollte mit rechtlichen Mitteln dazu verpflichtet werden, falsche Behauptungen und Hasskommentare zu löschen. Als juristische Vertretung der Grünen-Politikerin Renate Künast, die jahrelang ehrverletzenden Falschmeldungen im Netz ausgesetzt war, erreichte Jun 2022 ein wegweisendes Urteil für den Schutz der Nutzenden in den sozialen Netzwerken.
Mit der Preisverleihung setzte die Landeshauptstadt Potsdam ein klares Statement gegen die Hasskriminalität in den sozialen Netzwerken. „Hass und Hetze“, so Oberbürgermeister Schubert zur Preisverleihung, „müssen im Netz unterbunden werden und der Einzelne geschützt werden.“ Der Preisträger Chan-jo Jun zeigt, wie das gelingt, nämlich in erster Hinsicht mit rechtlichen Mitteln.
Die Laudatio hielt die Grünen-Politikerin Renate Künast.
Foto: Preisverleihung an Chan-Jo Jun, mit Renate Künast und Oberbürgermeister Mike Schubert, 2024 | © Homann/ LHPDie Preisfigur schuf der in Potsdam lebende und wirkende Künstler Marcus Golter.
Der Bildhauer erstellte eine etwa zwanzig Zentimeter große geflügelte Skulptur aus Zinn. Die Figur symbolisiert den Drang nach Freiheit und Befreiung. Die Materialität Zinn lässt dabei an Zinnsoldaten denken, deren militärischer Sinngehalt allerdings vollständig in der neuen engelsgleichen Gestalt aufgehoben worden ist.
FOTO: Marcus Golter, 2017
Johann Ludwig Maximilian Dortu gehört zu den populärsten Revolutionären und Demokraten der 1848er Revolution.
Er wurde am 29. Juni 1826 in Potsdam geboren und war der Sohn des Justizrates Ludwig Wilhelm Dortus und seiner Ehefrau Sophie Pauline, geborene Schlinke.
Nach dem Abitur auf der Großen Stadtschule absolvierte Max Dortu einen einjährigen Militärdienst in der preußischen Armee und studierte Rechts- und Verwaltungswissenschaften in Berlin und Heidelberg.
GRAFIK: C. K.: Max Dortu, 1849 (in: Wilhelm Blos: Die Deutsche Revolution. Geschichte der Deutschen Bewegung von 1848 und 1849, Stuttgart 1893)
weiterlesen ...Die Familie Dortu mit ihren hugenottischen Wurzeln setzte sich sehr aktiv für demokratische Grundrechte und Teilhabe ein. Als Potsdamer Stadtverordneter forderte der Vater Ludwig Wilhelm Dortu offen die Umwandlung des Staates in eine konstitutionelle Monarchie und trat leidenschaftlich für Presse-, Rede- und Versammlungsfreiheit ein.
Sohn Max übernahm dieses Gedankengut, radikalisierte sich jedoch. In Potsdam brillierte er als Redner auf öffentlichen Versammlungen der politischen Vereine, griff den Bruder des Königs mit scharfen Worten an und demolierte mit Freunden eine Eisenbahnstrecke in Nowawes bei Potsdam, um Munitions- und Provianttransporte nach Berlin zu verhindern, die zur Zerschlagung der Revolution gedacht waren. Daraufhin wurde Max Dortu steckbrieflich gesucht. Die Flucht führte ihn nach Paris, dann in die Schweiz, schließlich nach Baden, wo er in der dortigen Revolutionsarmee mitkämpfte. Niedergeschlagen von preußischen Truppen, wurde Max Dortu gefasst und wegen Kriegsverrat zum Tode verurteilt. Am 31. Juli 1849 erfolgte die standrechtliche Erschießung.
Sein Grab befindet sich in Wiehre bei Freiburg an der Stelle der Hinrichtung.
Nach dem Tod wurde Max Dortu zu einem Helden der gescheiterten Revolution stilisiert und vor allem in der DDR ideologisch vereinnahmt. Die aktuellere Gedenkkultur an den Potsdamer Revolutionär führt zu einem differenzierten Blick. Für eine lebendige Erinnerung an den Revolutionär setzt sich insbesondere der Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam ein.
Mit der Verleihung des Max-Dortu-Preises wird zudem ein neuer Akzent in der Potsdamer Erinnerungskultur gesetzt.
Kranz am Geburtshaus Max Dortus, Dortustraße 28, Potsdam, 2015, Foto: Ute Meesmann
„Es geht um die Wurst“, Schulprojekt in Erinnerung an Max Dortu, Voltaireschule Potsdam, 2014, Foto: Ute Meesmann
Einladungskarte für Veranstaltung in Erinnerung an Max Dortu, erstellt von Schülerinnen und Schülern der Voltaireschule Potsdam, 2014
Gedenkveranstaltung zum Todestag Max Dortus am 31. Juli, 2015, Foto: Ute Meesmann
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Gebührenpflichtige Parkplätze stehen in der unmittelbaren Umgebung des Alten Marktes zur Verfügung.
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Von dort etwa acht Minuten zu Fuß über die Lange Brücke.
Tram: 91, 92, 93, 96, 98, 99
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Foto: Michael Lüder, © Potsdam Museum
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